Pflege KV in Österreich- Streiks zur Durchsetzung einer 35 Stunden Woche

Die 125.000 privaten Pflegekräfte, Kindergärtner, Heimhilfen sowie Behindertenbetreuer begannen am 12. Februar mit Warnstreiks.

Nachdem in fünf Verhandlungsrunden die Gewerkschaft der Sozialwirtschaft vergeblich für einen neuen Kollektivvertrag mit einer flächendeckenden 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich gekämpft hat, kam es zu mehreren Betriebsversammlungen und ersten Streiks.

Gesundheitsminister Anschober zeigt für die Anliegen der Bediensteten im Pflegebereich volles Verständnis. Bis 2030 werden aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung zusätzliche geschätzte 75.000 Kräfte benötigt. Der Berufszweig muss daher die nötige Anerkennung in der Gesellschaft erlangen und auch finanziell attraktiver werden.

Die Anliegen der Pflegekräfte

Die frustrierten Pflegekräfte hoffen auf bessere Arbeitsbedingungen. Ihre berufliche Situation ist in den letzten Jahren unerträglich geworden.

  • Die Pflegearbeit ist sehr belastend, Pfleger und Betreuer leisten körperliche und emotionale Schwerarbeit. Die Beschäftigten im Pflegedienst arbeiten im Akkord und können sich um persönliche Angelegenheiten oder den notwendigen sozialen Kontakt zu ihren Pfleglingen nicht ausreichend kümmern.
  • Sie arbeiten ständig, sowohl am zeitlichen, als auch am psychischen Limit – und das um wenig Geld. Eine 30 Stunden-Kraft erhält für einen Schichtdienst, mit Abend- und Wochendienst ungefähr 1350 Euro netto. Nach harten, arbeitsintensiven und psychisch belastenden Arbeitsjahren, folgt eine niedrige Pension an der Armutsgrenze.

Meist können aus Zeitmangel vom Pflegepersonal nur die nötigsten Arbeiten erledigt werden, das schlechte Gewissen ob der mangelnden Zuwendung belastet die Pflegekräfte. Sie sind praktisch dazu gezwungen, einen Sozialberuf unmenschlich auszuüben.

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Viele Aufgaben, wenig Zeit & hohe Belastung im Sozial & Pflegebereich in Österreich.
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Gefordert wird daher mehr Geld und die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Damit würde auch die Attraktivität eines derartigen Berufes gesteigert werden und sozial engagierte junge Menschen motiviert, diese an sich schöne und sinnvolle Tätigkeit zu ergreifen.

Die Argumente der Arbeitgeberseite

  • Die Arbeitgeber halten die Forderung der Gewerkschaft nach einer 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als unfinanzierbar.
  • Dies würde einer Gehaltserhöhung von 8,6 % entsprechen. Sie argumentieren, dass es im Pflegebereich abgesehen von den enormen Kosten, zu wenig Personal gebe, um eine derartige Verkürzung der Arbeitszeit ausgleichen zu können.

Vertreter der Arbeitgeberseite haben ein Angebot zur Arbeitszeitverkürzung auf betrieblicher Ebene gemacht, für alle Branchen sei diese aber nicht machbar, so Walter Marschitz, der Verhandlungsführer der Arbeitgeber.

  • Eine Lohnerhöhung in Etappen wurde angeboten, diese würde im ersten Jahr 2,35 Prozent, im nächsten Jahr 2,7 Prozent betragen. Die Gewerkschaft hat dies abgelehnt.

Im Kollektivvertragskonflikt kommt es in Kürze zu einer neuen Verhandlungsrunde und möglicherweise zu neuen Streikmaßnahmen.

Minister Anschober plädiert auf den Abschluss eines Abkommens für mehrere Jahre, das sowohl schrittweise Lohnerhöhungen, als auch eine etappenweise Senkung der Arbeitszeiten bringt. Angepeilt wird ein Mindestlohn von 1.700 € netto. Eine Pflegeversicherung, wie in Deutschland, wird vom Gesundheitsminister als zu teuer abgelehnt.

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